
Prof. Dr. Jochen D. Range
* 3. Mai 1941 in Berlin-Charlottenburg
† 21. Juni 2025 in Greifswald
Nachruf
Vor wenigen Tagen erreichte uns die traurige Nachricht, dass Prof. Range im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Er war von Hause aus Sprachwissenschaftler, unser langjähriger Institutsdirektor und hat sich während seiner Greifswalder Zeit besonders für das historische Erbe Litauens eingesetzt.
Prof. Range studierte von 1961 bis 1969 Slawistik in Berlin, Sarajevo und München sowie 1974 und 1975 Baltistik in Vilnius. 1987 wurde er an der Universität Münster promoviert. Seine Dissertation handelte von der erstmaligen Übersetzung der Bibel ins Litauische, die Johannes Bretke alias Jonas Bretkūnas 1590 in Königsberg im Herzogtum Preußen fertiggestellt hatte. Prof. Range habilitierte 1992; seine Habilitationsschrift war ebenfalls der Bretke-Bibel gewidmet. Danach arbeitete er an der Universität München, von wo aus er 1997 an die Universität Greifswald berufen wurde. In Greifswald hatte Prof. Range bis 2007 den Lehrstuhl für Baltische Philologie inne und er war im selben Zeitraum Direktor unseres Instituts für Baltistik. Prof. Ranges Wohnort seiner Wahl lag auf Usedom, von wo aus er gerne mit seinem Motorboot zu Fahrten durch die Flüsse, Seen und Kanäle Europas aufbrach.
In die Geschichte der Baltistik wird Prof. Range als Herausgeber der Bretke-Bibel eingehen. 1981 ergriffen Prof. Friedrich Scholz (1928–2016), damals Direktor des Slawisch-Baltischen Seminars der Universität Münster, und der junge Jochen Range die Initiative, Bretkes Bibelübersetzung, deren Handschrit im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz zu Berlin liegt, zu veröffentlichen. Mit Beistand der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften begründeten sie eine Buchserie, die Faksimiles , kritische Edition und Kommentarbände umfasst und die der Schöningh-Verlag in Paderborn kuratiert. In diesem Rahmen erschien 1992 Herrn Ranges bahnbrechender „Kommentarband zur Bretke-Edition (NT)“. Für dieses Werk wurde Prof. Range 1996 in Litauen mit dem Martynas-Mažvydas-Preis ausgezeichnet. Es folgten von ihm Faksimile- und Textausgaben der Bretke-Bibel. 2002 wurde Prof. Range für seine Verdienste um die Lituanistik mit dem Großherzog-Gediminas-Orden der Republik Litauen ausgezeichnet.
Prof. Range lag die Ausbildung junger Philologen sehr am Herzen. Er lud litauische und lettische Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen zu Sommerschulen und Praktika an das Institut für Baltistik nach Greifswald ein und warb in Litauen auch um litauische Sprachlehrer und -lehrerinnen, um die Qualität des Greifswalder Litauischunterrichts zu verbessern.
Prof. Range wurde am 30.6. im engsten Kreis der Familie auf dem Friedhof Lütow beigesetzt. Wir gedenken Herrn Ranges und sprechen seiner Familie und seinen Freunden unser Beileid aus.